M: The beginning of most projects is the invitation of an institution, which sometimes come with a
concrete solution proposal and sometimes they don’t. This means the next step after the invitation is
a research. A research, which defines the problem we are taking care of. This is very important to us:
we cannot change the whole world. We can’t change big problems, but we can however work in
smaller dimensions and try to solve very specific problems with a very specific solution. Taking the
example of Kassel this was that the protestant church came to us und defined the problem quite
clearly. We then had a look at the problem. We described earlier what the protestant church defined
as a problem, namely the presence of people addicted to drugs on the Lutherplatz in Kassel, a small
square near the city centre, which belongs to the protestant church. But during our research we
found out: okay, we would define the problem differently. We found the problem was that in this
moment it was impossible to find acceptance on both sides and sharing this square. That’s where
you can see how important the difference in the definition of the problem is.
M: Der Beginn der meisten Projekte ist die Einladung einer Institution, die mal mit einem konkreten
Vorschlag für ein Problem herkommen, mal aber auch nicht. Das heißt der zweite Schritt nach der
Einladung ist eine Recherche. Eine Recherche, um nämlich das Problem zu definieren, dem wir uns
annehmen zu definieren. Was für uns ganz wichtig ist: Wir können nicht die ganze Welt verändern,
wir können nicht großartige Probleme verändern, wir können aber sehr wohl im Kleinen arbeiten
und ganz spezifische Probleme mit einer ganz spezifischen Lösung versuchen zu lösen. Am Beispiel
von Kassel war es so, dass die Evangelische Kirche an uns herangetreten ist und das Problem schon
sehr genau definiert hat. Wir haben uns das Problem angeschaut. Was die Evangelische Kirche als
Problem definiert hat, war die Anwesenheit von suchtkranken Menschen auf dem Lutherplatz in
Kassel, ein kleiner Platz in der Nähe des Stadtzentrums, der der Evangelischen Kirche gehört. Im
Laufe der Recherche haben wir dann aber festgestellt: Okay, wir würden das Problem anders
definieren. Für uns war das Problem, dass es zu dem Zeitpunkt keine Möglichkeit gab eine
gemeinsame Akzeptanz zu finden und gemeinsam diesen Platz nutzen zu können. Da sieht man
auch wie wichtig der Unterschied in der Definition des Problems ist.
H: So from the start it was clear to us, that we did not want the drug addicts to be driven away to
some other place and the problem would just shift to another part of the city.
H: Also für uns war von Anfang an klar, dass wir nicht wollen, dass die Suchtkranken irgendwohin
vertrieben werden und womöglich das Problem einfach verschoben wird in einen anderen Stadtteil.
M: In the case of Kassel the solution was these two social worker locations that should be
implemented. The protestant church accepted this. They invited us and we drove over to them and
stayed for 6 weeks on site. With a team of four people, this is a pretty good group size. We mostly try
to be on site with four people. Four people and six week is pretty typical, although the lapse of time
could be a bit bigger ideally. We then pitched our office in one of the houses just in front of the
square, where the problem was. We tried to talk to all conflict parties starting from outside the office.
We had about 100 dialogues in total. Starting of course with dialogues with the drug addicts, which
were on site, dialogues with representatives of the church, with representatives of the city council,
representatives of social institutes, with residents…
M: Im Fall von Kassel waren es eben diese zwei Sozialarbeiter-Stellen, die implementiert werden
sollten. Unser Vorschlag wurde akzeptiert von der Evangelischen Kirche. Sie haben uns eingeladen
und wir sind hingefahren und wir waren für 6 Wochen vor Ort. Mit einem Team von 4 Leuten, das ist
eine relativ gute Gruppengröße. Wir versuchen meistens mit 4 Leuten vor Ort zu sein. 4 Leute und 6
Wochen ist relativ typisch auch wenn die Zeitspanne idealerweise ein bisschen länger sein könnte.
Wir haben dann vor Ort direkt auf dem Platz wo das Problem ist, in einem der Häuser unser Büro
aufgeschlagen. Wir haben von diesem Büro ausgehend zuallererst das Gespräch mit allen
Konfliktparteien gesucht. Wir haben knapp 100 Gespräche geführt. Angefangen von natürlich
Gesprächen mit den Suchtkranken, die vor Ort sind, Gespräche mit Vertretern der Kirche, mit
Vertretern der Stadtverwaltung mit Vertretern von sozialen Einrichtungen, mit Anwohnern…
H: With the police.
H: Mit der Polizei.
M: To give us a more detailed picture of our situation, to check whether what we defined as a
problem, really was one. And to substantiate the solution we had worked out and at the same time
they aloud us to communicate with everybody. The dialogues are not documented. No. They are
necessary to establish a personal relationship between us as an artist group that takes an external
position and comes from the outside to solve a problem and they are important to create
acceptance for our work. You could see the dialogues as a preparation of the ground, after which
you could really start. And then the actual implementation started. The actual work is: a lot of
conversations with a lot of people, therefore a lot of organization. A lot of computer work, a lot of
writing, developing concepts and propositions … You could compare it with a political task or
lobbying for a specific proposal.
M: Um ein umfassendes Bild dieser Lage für uns zu erstellen, um zu überprüfen ob das, was wir als
Problem definiert haben auch wirklich stimmt. Und um den Lösungsvorschlag, den wir erarbeitet
haben konkretisieren zu können und gleichzeitig auch an allen Beteiligten kommunizieren zu
können. Die Gespräche an sich werden nicht dokumentiert in dem Sinne, nein. Die sind absolut
notwendig, weil sie eine persönliche Beziehung etablieren zwischen uns als Künstlergruppe, die dort
von Außen hin kommt. Zu einem Ort, um sich dort einem Problem anzunehmen. Da ist auch
notwendig, um Akzeptanz für unsere Arbeit zu schaffen, klarer Weise. Die Gespräche kann man als
das Aufbereiten des Bodens, um dann wirklich loslegen zu können. Und dann ging es an die
tatsächliche Umsetzung. Die Arbeit, die da tatsächlich anfällt besteht darin sehr viele Gespräche mit
sehr vielen Menschen zu führen. Deswegen auch sehr viel Organisation. Sehr viel Computerarbeit,
sehr viel schreiben, Konzepte machen, Vorschläge machen und es ist vielleicht am ehestens
vergleichbar mit einer politischen Tätigkeit. Mit einer Art Lobbyingtätigkeit für einen gewissen
Vorschlag.
H: So we do have something like a home base. This is in Vienna, the Guntendorferstraße 20. That’s
our office and homebase. And then there is also something like the action group. And the action
group goes there. For example to Zurich or Kassel and it has its office places there.
H: Also wir haben schon so etwas wie eine homebase. Das ist in Wien die Guntendorferstraße 20.
Das ist unser Büro und homebase. Und dann gibt es eben so etwas wie die action group. Und die
action group, die geht dort hin. Zum Beispiel nach Zürich oder nach Kassel und hat da ihre
Büroräumlichkeiten.
M: The offices are only for the time of an intervention. So about six, eight or ten weeks.
M: Die Büroräumlichkeiten sind wirklich nur für die Dauer einer Intervention. Eben 6, 8 oder 10
Wochen.
H: The post production or pre production, as you have called it earlier, is placed in the office in
Vienna.
H: Die Post-Production oder pre-production, wie du das vorher genannt hast, die findet wiederum in
dem Büro in Wien statt.
M: There is a time frame, which is defined in the beginning. This is, depending on the project, a time
frame between four and ten weeks, and the aim is to finish the project from our side within this time
frame. This usually works. But of course not always. Sometimes we are finished three days earlier,
sometimes it takes a bit more time. This is good for us, because it sets a deadline, towards you can
work and it forces us to implement a solution until this deadline. We try to solve the problem in our
intervention so far, that we do not have to be on site anymore. Of course there is still further
realization and implementation necessary … for example in the case of the mobile medical care for
the homeless, which has to be integrated into the process of the caritas – the funding – this of
course takes some time. Or in the case of Kassel it took some more months before the two social
workers could actually start working, because the two positions had to be set first.
M: Es gibt im Vornherein einen Zeitrahmen, der festgelegt wird. Das ist, je nachdem was das Projekt
erfordert eben ein Zeitrahmen zwischen 4 und 10 Wochen, und das Ziel ist mit Abschluss dieses
Zeitrahmens das Projekt von unserer Seite zu beenden. Das gelingt meistens. Das gelingt natürlich
nicht immer. Manchmal sind wir drei tage früher fertig, manchmal dauert es noch ein bisschen
länger. Das ist in sofern auch ganz gut für uns, weil es einfach eine deadline setzt, auf die man hin
arbeitet und sozusagen auch wir unter Zugzwang sind eine Lösung zu implementieren bis zu
diesem Zeitpunkt. Wir versuchen das Problem bis zu dem Ende unsere Intervention soweit zu lösen,
das wir nicht mehr vor Ort sein müssen. Natürlich bedarf es dann häufig noch einer weiteren
Umsetzung und Implementierung von.. zum Beispiel im Falle der mobilen medizinischen
Versorgung für Obdachlose, dass das natürlich dann von der Caritas der Trägergesellschaft in ihren
Ablauf integriert werden muss. Das dauert natürlich länger. Oder beispielsweise im Fall von Kassel
hat es dann noch ein paar Monate gedauert bis die beiden Sozialarbeiter tatsächlich anfangen
konnten zu arbeiten, weil natürlich erst die beiden Stellen gesetzt werden mussten.
H: So this is something, we pay some attention for. And it is very important to us, that we keep
examining how things are going on after the office time. To keep things alive!
H: Also das ist schon etwas, worauf wir auch sehr achten. Und das ist sehr wichtig für uns, das wir
dann auch eben in der Zeit danach von dem Büro aus auch noch schauen, dass das weiter läuft.
Dass das Ding am Leben gehalten wird!
M: For example the bedding site for the homeless, drug addicts, prostitutes in Zurich. A project of
the year 1994, which we unfortunately could not continue after six years, because the city Zurich
was no longer prepared to fund it. At the same time it did run for six years. It’s difficult to categorize
that.
M: Beispielsweise die Schlafstätte für Obdachlose, Drogensüchtige, Prostituierte in Zürich. Ein
Projekt von 1994, das nach sechs Jahren leider nicht mehr weitergeführt werden konnte, weil die
Stadt Zürich nicht mehr bereit war das weiter zu finanzieren. Gleichzeitig ist es für sechs Jahre
gelaufen. Es ist fraglich wie man das kategorisieren sollte.