H: I think I can actually always answer this most fitting with Duchamp, to say: Art is when a lot of
people say it is art. And if an art institution says this is art, then it must be art! And so the invitation of
the art institution enables us to carry the label art.
H: Das finde ich, kann eigentlich immer am besten mit Duchamp beantworten, indem man sagt:
Kunst ist das, was ganz viele Leute sagen, dass es Kunst ist. Und wenn eine Kunstinstitution sagt,
dass das Kunst ist, dann wird es wohl Kunst sein. Mh (schmunzelnd) und ergo die Einladung von der
Kunstinstitution macht, dass wir das label Kunst tragen können.
M: I think in this case it is simply important to declare it as art. I guess there are a lot of people that
are not satisfied with our concept of art. We make this claim and the claim is, that what we do is art,
even if there’s no traditional artwork emerging in the end. But it’s about working with society and
trying to solve problems. With this claim that it’s art what we do, it is so important to get the
legitimization from cultural institutes, be it museums or others, so that we can take place in this
discourse. We can always argue about whether we agree that it is art what we do. Because our
interventions have a lot to do with different social classes, different cities from different countries of
the world. The question whether what we do is art does not appear that often with people who do
not have a lot to do with art than within the art discourse itself. Twenty years ago this claim, as a
countermovement, was necessary of art not being something formal, aesthetic to make an
adjustment. But this has become less important because there are – thank god – a lot of different
streams of art movements now. Who deal with social and political problems in different ways. So be
it on a symbolic level, be it in an actual intervention in the world. Whereas it’s a bit unfair for the
symbolic level, because it can also intervene of course! So I believe that we cannot really define
much more. Except this: this what we do is art. I believe that it is possible just because of this claim
to percept what we do in a different way. It enables us not to see the particular case and the specific
solution of a social problem in the sense of: this is social work! But to see the possibility. The one
that we make clear! To see that it’s about recognizing the potential, that change can happen. Not
only to see the potential that change can take place but to ACTUALLY see the realization. And to see
that the focus of attentions can direct it.
M: Ich glaube in dem Fall ist es einfach wichtig die Behauptung aufzustellen, dass es Kunst ist. Dann
kann man darüber diskutieren. Also es gibt sicher viele Menschen, die nicht einverstanden sind mit
unserer Definition von Kunst. Wir stellen eine Behauptung auf und die Behauptung ist, dass das was
wir tun Kunst ist auch wenn dabei kein Kunstwerk, das genau genommen ein Kunstwerk ist, heraus
kommt. Sondern wir eben spezifisch an der Gesellschaft arbeiten und da Probleme versuchen zu
lösen. Mit dieser Behauptung, dass das was wir tun Kunst ist, ist es aber um so wichtiger, dass wir
von kulturellen Institutionen, sei es Museen oder Sonstige, die Legitimation bekommen an diesem
Diskurs zumindest, Teil haben zu können. Streiten können wir immer noch drüber, ob wir wirklich
einer Meinung sind, dass das was wir tun Kunst ist. Weil wir in unseren Interventionen ganz oft mit
ganz unterschiedlichen sozialen Schichten, unterschiedlichen Städten aus unterschiedlichen
Ländern der Welt zu tun haben, wird ganz häufig diese Frage: Ist das Kunst?, bei kunstferneren
Menschen nicht so sehr gestellt, wie im Kunstdiskurs selbst. Wenn man das Ganze aus den
Anfängen betrachtet. Vor zwanzig Jahren war die Notwendigkeit diese Behauptung als
Gegenbewegung zu einem vorherrschendem Verständnis von Kunst ist etwas Formales,
Ästhetisches, notwendig um einen Ausgleich zu schaffen. Das hat sich mittlerweile schon
einigermaßen relativiert, weil Gott sei Dank sehr viele unterschiedliche Kunstströmungen
mittlerweile da am werken sind, die in unterschiedlichen Art und Weisen soziale und politische
Probleme behandeln. Sei es auf einer symbolischen Ebene, sei es in einem tatsächlichen Eingreifen
in die Welt. Wobei das jetzt ein bisschen unfair ist für die symbolische Ebene, weil die kann natürlich
auch eingreifen, so ist das nicht. Insofern glaube ich, dass wir wirklich nicht sehr viel mehr definieren
können, außer zu sagen: Das, was wir tun ist Kunst. Ich glaube, dass es schon möglich ist, aufgrund
dieser Behauptung, das was wir tun anders wahrzunehmen. Dass es möglich ist nicht den Einzelfall
zu sehen und nicht die spezifische Lösung eines sozialen Problems, im Sinne von: Das ist ja
Sozialarbeit! Sondern die Möglichkeit sehen. Die, die wir aufzeigen! Dass es darum geht, das
Potenzial zu sehen, dass Veränderung stattfinden kann. Nicht nur das Potenzial zu sehen, dass
Veränderung stattfinden kann, sondern tatsächlich die Umsetzung zu sehen. Und zu sehen, dass
man den Fokus der Aufmerksamkeit auch darauf richten kann.
H: There’s not only the museum, it’s not only the curator. We on our own are the ones claiming a
certain part as art and showing: THIS is art! And to make the announcement: THIS is now art!
H: Es ist nicht nur das Museum, es ist nicht nur der Kurator, es sind schon wir selber, die einen
bestimmten Teil als Kunst markieren und zeigen: DAS ist Kunst! Und die Behauptung aufstellen: DAS
ist jetzt Kunst!
M: Of course if you look at specific projects and take the project Kassel once more as an example:
The pink garden hutch is not art! We just place it. It’s a tool which has a certain function. It’s there so
that conversations can happen there, it fulfills a task. It’s pleasant for us if some people with a
classical art understanding can see what we do also as art. So we actually do not need to discuss this
so long. For us this is not it. For us the artistic act is the one, solving a problem!
M: Es ist schon so, dass wenn man sich die spezifischen Projekte anschaut und als Beispiel noch
einmal das Kasselprojekt hernimmt. Das rosa Gartenhaus ist nicht Kunst! Das stellen wir auf, das ist
ein Werkzeug, das erfüllt einen gewissen Zweck, es dient dazu, dass darin Gespräche abgehalten
werden können, es erfüllt eine Aufgabe! Es ist angenehmer für uns, wenn manche Menschen mit
einem klassischeren Kunstverständnis, das was wir machen auch als Kunst ansehen können. Wir
müssen da auch gar nicht solange darüber diskutieren. Für uns ist es das nicht. Für uns ist der
künstlerische Akt wirklich der, dass ein Problem gelöst wird!