PROCESS
Ich beschäftige mich viel und stark auch mit Körperlichkeit oder Körper in der heutigen Zeit. Also man sieht das an meinen früheren Arbeiten, dass ich auch viel mit zeitgenössischen Posen und Gesten mich beschäftige, die so eine Referenz zur Digitalität oder dem Umgang mit digitalen Techniken und Technologien zeigen. Also mich interessiert auch da diese Schwelle zwischen, was passiert im digitalen Raum, auch an Bildern oder Bildkonstruktionen, Repräsentationsmechanismen, Formen, als auch im realen, physischen Raum. Wie sehen da quasi die Körper aus, wie werden sie geformt und gefügt oder fügen sich bestimmten Technologien und Techniken. Und wie sie sich auch generell sowohl im öffentlichen als im privaten Raum bewegen. Und dann natürlich auch die Definition, wo sind die Grenzen zwischen öffentlich und privat? Sind die überhaupt gegeben? Vor allem auch mit – wenn man an das Digitale auch denkt – wie viel Privates da ausgetragen wird oder privaten Raum es da auch gibt oder wie der da definiert ist. Und was es auch dann eben mit dem physischen privaten Raum macht. Also wo sind die Grenzen? Welche existieren? Wo sind die aber sehr durchlässig oder auch flüssig fast schon geworden? Die Auseinandersetzung eben mit dem Körper in diesen ganzen Begebenheiten und vor allem auch in bestimmten Situationen der – wegen der Beschäftigung auch mit Wut – also auch aus einer politischen Lage heraus, in welcher wir uns befinden. Auch im Kontext eben von dem starken Rechtsruck, also um ganz politisch auszugehen. Mich interessiert dabei, wie konkret man sich selbst empfindet oder fühlt und was sind die Formen der Handlung, des Handelns und wie sehen die aus? Und daraus gehend sind es verschiedene Settings – ich nenne sie gerne Settings, die viel mit Eindrücken, Emotionen oder Intuition auch verknüpft sind, auf die ich eingehe. Also ich sammele tatsächlich Eindrücke, die sich durchziehen durch meinen ganzen Alltag, die kleine Gegebenheiten sind oder kleine Augenblicke oder Dinge, die ich im World Wide Web eben dann auch sammele oder als Screenshot mir dann irgendwie auffallen an bestimmten Settings oder eben Phänomenen, Handlungen, Bildsituationen. Wie schaffe ich so ein Setting von einer bestimmten Gegebenheit in der ganzen Komplexität, weil für mich ist so ein Setting – besteht aus verschiedenen Referenzen, Referenzpunkten, die ja am Anfang vielleicht eher wie so eine nebulöse Wolke sind, die ich dann aber versuche oder auch anfange greifen zu wollen und zu konkretisieren, auch für mich selber, weshalb dann auch die Arbeit zum Beispiel für Wien – die ist jetzt mitten im Prozess – hat ganz viele Dinge, die ich vielleicht in Worte noch gar nicht so fassen kann, weil ich immer noch auf der Suche bin, was vielleicht auch für das Interview jetzt auch ganz spannend ist, wie es ist eigentlich mitten im Prozess zu sein. Was sind da für Entscheidungen?
Ich suche quasi nach bestimmten Materialien, Momenten, Bildern, die dieses Setting in seiner ganzen Komplexität einerseits konkretisieren und andererseits aber auch – ich glaube auch viel so Ambivalenzen in sich tragen. Also einerseits konkret und andererseits aber auch sehr frei assoziierbar, in eine bestimmte Richtung lenkend, wo ich das Ganze auch hin empfinde oder hinführen möchte. Ich frage mich dann auch, wie bewegt man sich in so einem Ausstellungsraum? Wer sind die Betrachtenden, also wer sind die Besucherinnen und Besucher? Wie bewegen sie sich durch den Raum? Was passiert da? Und mit welchen Fundus an Wissen oder Sehen kommen sie an so eine Arbeit heran und wie kann man sie dann auch vielleicht auch in der Wahrnehmung dann brechen oder nicht brechen
Was hat man dann vielleicht in einer Ausstellung gesehen und was hat man dann ein paar Monate später? Wie hat sich diese Arbeit noch mal weiterentwickelt? Oder ist das komplett was anderes? Also eigentlich dieses Dranbleiben und noch mal vielleicht auf die Spitze treiben oder in anderen – einen anderen Aspekt dieser Materialität oder dieses Körperteils auszuarbeiten, was für mich super schön und spannend ist. Also ich langweile mich nicht selbst. Das ist für mich glaube ich so ein wichtiges Element wie ich auch arbeite, dass ich mich nicht langweile, sondern, dass es für mich noch super interessante, noch sehr magische Momente sind, wo es mich so ganz nah dran zieht nochmal.
Dieser Mythos vielleicht, dass eine Künstlerin im Atelier ganz alleine ist – das kommt glaube ich auch stark aufs Medium an, natürlich, aber das ganz alleine alles aus sich herausschöpft, ich finde das ist ein ganz starker Mythos, was in den letzten Jahrzehnten eigentlich immer wieder so einen Einbruch auch erfährt oder immer wieder neu definiert oder anders definiert wird. Für mich selbst, für meine eigene künstlerische Praxis, ist es sehr wichtig, Kommunikation, Kontakt und Input – also was höre ich mir an? Was schaue ich mir an? Welche Theorien lese ich mir durch? Welche Symposien, Vorträge schaue ich mir an, höre ich mir an? Welche Podcasts höre ich? Womit beschäftigen sie sich? Welche Nachrichten schaue ich? Bis hin zu, mit welchen Freundinnen und Freunden spreche ich über was? Und bis hin zu konkreter Auseinandersetzung mit meiner Arbeit, bei der ich allerdings nur ganz wenige Personen ins Gespräch miteinbeziehe, bei denen ich durch die Jahre hinweg oder auch wenn ich neue kennenlerne, merke, dass sich im Gespräch mit der Person oder mit den Personen für mich etwas rausfindet. Das kann auch beim Yoga sein oder es kann auch im Club sein oder es kann auch beim Kaffeetrinken sein, unter der Dusche sein, dass bestimmte Elemente einen zu bestimmten Denkweisen oder Gedanken bringen oder Bildern oder Ideen oder Umsetzungsformen. Das heißt, es schwingt super viel mit. Wenn es um die konkrete Umsetzung geht, gibt es einen kleinen Kreis, mit denen ich dann spreche, sowohl über Inhalte als auch über Arten der Produktion. Zum Beispiel hatte ich vorgestern ein Gespräch mit einem Freund von mir, der Maler ist. Und ich finde das ganz spannend, dass auch aus einer anderen Perspektive auf meine Arbeiten geschaut wird, die vielleicht etwas anderes öffnen, als wenn ich mit Personen sprechen würde, die mit gleichen Medien arbeiten oder vielleicht ein gleiches Materialverständnis haben. Obwohl es gar nicht damit – sondern es geht auch da um Kunstverständnis oder um ein Begreifen von Momenten oder Settings, veräußerten Settings. Und da geht es halt ganz viel um Produktionsweisen und dann gibt es natürlich – also auch Inhalte zum Teil, aber eher so, wie passiert das im Raum? Und im Gespräch merke ich, wohin ich selber möchte. Das ist fast schon eine kleine Therapie dann immer [lacht] vielleicht auch und, um sich selber dann zu vergewissern im Gespräch oder auch zu merken, wo möchte man hin? Was passiert da? Also das ist sehr wichtig ein Gespräch zu führen, aber zu richtigen Momenten. Wenn es zu früh oder zu spät passiert, kann es auch stören. Und in der konkreten Umsetzung dann klar – so viel sehr wichtig – sehr viele Werkstätte, Produktionsmöglichkeiten, die auf jeden Fall das bedingen, was dann rauskommt oder wie schwer oder leicht es ist auch, bestimmte Dinge dann – also es hat viel auch mit Recherche zu tun, viel mit Organisation, sich kümmern, rumtelefonieren, hingehen, Material anschauen, Material ausprobieren. Dafür sind natürlich solche Kunsthochschulen – also das merkt man ich glaube nach dem Studium, was für einen Luxus man dann hat, wenn da überall Werkstätten sind und Produktionsmöglichkeiten, die man sich erst mal dann aufbaut.