PROCESS
Und dann kommen natürlich einfach die Sachen zum Tragen, die mich die ganze Zeit beschäftigen, so grundsätzliche Fragen, die, wie ihr ja auch jetzt vielleicht schon gemerkt habt, oft einfach so philosophische Fragen sind, die einfach die ganze Zeit mitlaufen. Oder auch eben einfach persönliche Fragen, psychologische Fragen, Fragen von wie gehe ich mit der Welt um, wie sind meine Beziehungen in meinem Leben und so. Und dann versuche ich das irgendwie zu kanalisieren in meiner Arbeit und da irgendwelche Antworten zu finden, oder auch einfach nur die Fragen zu finden und zu verstehen, worum es mir geht. Und was ich bisher zum Beispiel noch nicht so oft gemacht habe, was ich aber vielleicht eben jetzt auch ein bisschen mehr machen will in letzter Zeit, ist zu gucken, was habe ich denn schon gemacht, wie kann ich daran anknüpfen?
Wenn die Form oder das Medium der Dialog ist, dann ist einfach so viel Veränderung drin, also das ist einfach von vorneherein da drin. Ich habe manchmal schon diese Sehnsucht so bestimmte Dinge irgendwie abzuschließen. Etwas zu klären und danach macht man irgendwas was anderes. Ja, wie ich halt so vorgehe ganz konkret, irgendwie mit einer Begeisterung muss es ja irgendwie anfangen. Über das Schreiben kommen oft die Verbindungen dann zu Stande und dann weiß ich manchmal, dann bin ich so beseelt oder so oder begeistert von so Verbindungen, die sich dann darstellen und die sind oft lose, also ich weiß noch nicht ganz genau, was das ist.
Es gibt Verbindungen, es ist wie so eine Assoziationskette, die ich zum Teil auch sprachlich ausdrücken kann. Manche Künstler*innen, die arbeiten halt gar nicht sprachlich und dann können die halt auch ganz lange gar nicht sagen, was es ist. Und das ist bei mir zum Beispiel auch nicht der Fall, sondern die Sprache spielt schon immer von Anfang an auch eine Rolle, aber eher als so eine lose Assoziationskette vielleicht und dann zeigt sich im Prozess, wie die Dramaturgie ist oder wie die Story ist vor allem. Die Story kenne ich immer nicht am Anfang und ich will aber eine Story haben dann doch irgendwie und die entwickelt sich dann. Aber es ist auch nicht alles narrativ, aber es geht auch darum, sich dem Narrativen immer wieder so ein bisschen auch zu entziehen. Die Narration entsteht am Rechner. Vorher ist es halt ein Netzwerk. Genau das Narrative ist ja nichts, was in der Gegenwart existiert. Also sozusagen das existiert ja nur in bestimmten sprachlichen Formaten. Ich glaube nicht, dass die Welt eine narrative Struktur hat, sondern wir Menschen erzählen uns Geschichten und konstruieren die und stellen so bestimmte zeitliche Zusammenhänge her und auch emotionale Dramaturgien, versuchen emotionale Krisen in bestimmte Zeitläufe, Abläufe einzuordnen, damit daraus irgendwas wird, was verarbeitbar ist. Dafür ist es gar nicht unbedingt so schlecht sich an den Rechner zu setzen und das dann zu konstruieren. Aber das ist natürlich ein Prozess, dafür kann ich mich nicht entscheiden, da muss man immer wieder rein gehen, immer wieder sich Sachen angucken, anhören. Oder vielleicht ist ja auch zum Teil die Narration schon längst da, weil man eh immer wieder die gleiche Geschichte erzählt und das nur in verschiedenen Versionen macht, oder vielleicht kann man auch sagen, dass die Narration schon da ist und dann ist sie einfach schon in meinem Kopf vorher und ich kann sie aber noch nicht ausformulieren. Und das Ausformulieren hat ja immer dann was mit dem Material zu tun, was wirklich entstanden ist und das ist immer improvisiert. Also ich werde, glaube ich, nie einen Spielfilm drehen, der vorher geschrieben ist, den man dann nur noch ausführt oder so. Sondern wo es dann darum geht, dass die Schauspieler*innen perfekt der autoritären Stimme des Regisseurs, der Regisseurin gehorchen und irgendwie das ausführen, was die Vision eines anderen ist. Ich komme dann doch irgendwie aus dem dokumentarischen Arbeiten, wo es irgendwie darum geht, sich auch überraschen zu lassen von den anderen und von der Welt oder vom Zufall.