I always have the same method. One could call it, the setting off the manic mechanism. I am actually more a depressive character – lethargic and a person that doesn’t accomplish anything until there is a sudden point where it starts abruptly. Right now, I am looking for this point for a project I do in Brussels. I look for it in castings, by all sorts of means. I meet hundreds of people. I just have to look for it and then I find IT. I vaguely know the topic. I know a premiere date. And I have to search until I find something and then it’s THAT. In the Ceausescu project, I thought: Ah, okay now it’s the project submission. I have to type something no matter what. And then I am reminded of these images. Somehow accidentally, I googled a bit and then I reminded myself of how I was impressed by this image as a child. And then I knew immediately what I wanted to do. Sometimes you get lucky and it happens fast. Or sometimes you have bad luck and you have to fool around forever until you find something that is extremely easy and seems very obvious. You think that you wouldn’t have had to search for it that hard. It’s a bit like kids seeing abstract art, and saying: I could do this. And it is true. They might as well. But there is the old Kleistian problem of consciousness. As adults we have to deal with that and can no longer do it. There is an extreme difficulty in finding simplicity. I teach from time to time and then I tell students to search as long as necessary until they truly find something VERY simple. We are all intelligent and we are smart enough to make an insanely complicated, ten-ply postmodern processing of Thomas Pynchon but to make something really simple is the real difficulty. So, again and again I have to … maybe in a room or in a country, restore this basic fear again that it may fail completely. I sort of noticed that during the Breivik-project. After there was this huge scandal with the first time we played it – we were kicked out from the National Theater and all these stupid people made accusations, I was a bit scared that the actors and I wouldn’t be scared the next time. So that it would be somehow too relaxed. We always looked for places and moments, where it was absolutely clear, that it wouldn’t work smoothly – where it was obvious that we would be criticized. You do something you really shouldn’t do. It’s very simple: the old provocation thing. But not on the level of performance – like you’re peeing or similar, in a pretty bourgeois sense, but political. The fact that you do something, you can’t fully control and you don’t know what it really means anyway. For example, I currently work at a talk show at the Swiss Embassy in Berlin and in the last show I invited a denier of the Rwandan genocide. I have also asked me and I cannot answer the question: what does it actually mean when you do a talk show with this sort of people? I do not know either. But there must be always a moment where I just do not know exactly why this is happening. What I really want to achieve with it. And where I am deeply in doubt about whether it makes sense. There are various strategies that I use. So there is one for example where content and form does not correspond. I once made a project where I have called for the right for foreigners to vote in Switzerland but with the classic means of fascist struggle. I mixed this in a way so that no one knew exactly what it meant. But I have operated very seriously, e.g. with the collection of signatures, and even with black letters, Gothic Print, uniforms, with extreme populist appeals etc. So of course it makes sense to feed in the classic myths of Switzerland in a current manner of use.
Ich habe eigentlich immer die gleiche Methode. Man könnte es das Auslösen des manischen Mechanismus nennen. Ich bin eigentlich eher eine depressiv veranlagte Persönlichkeit – also lethargisch – die eigentlich nichts zu Wege bringt, bis es irgendwo einen Punkt gibt, wo es dann losgeht. Und momentan bin ich, wie gesagt in diesem Brüssel Projekt, wo ich diesen Punkt suche. Und ich suche ihn durch Castings, durch alle möglichen Sachen. Ich treffe hunderte von Leuten. Ich muss einfach so lange suchen bis ich das gefunden habe. Ich weiß also wage ein Thema. Ich kenne einen Premierentermin. Und dann muss ich mich auf die Suche machen bis ich was finde und dann ist es DAS. Beispielsweise bei den letzten Tage der Ceausescus habe ich irgendwann gedacht: Aha, okay jetzt ist die Projekteingabe. Jetzt muss ich irgendwas eingeben. Und dann hab ich mich an diese Bilder erinnert. Irgendwie zufällig, ich habe so ein bisschen rum-gegoogelt. Und habe mich erinnert wie mich das als Kind beeindruckt hat. Und dann habe ich sofort gewusst, dass ich das machen will. Man hat manchmal Glück und es passiert schnell. Oder man hat manchmal Pech und dann muss man ewig rummachen bis man etwas findet was zum Schluss extrem einfach ist und eigentlich auf der Hand gelegen hat. Wo man denkt, man hätte es gar nicht suchen müssen. Das ist auch ein bisschen so wie, wenn die Kinder abstrakte Kunst sehen und sagen: Das könnte ich auch. Und es stimmt auch. Die Kinder könnten das auch! Aber es gibt ja das alte Kleistsche Problem des Bewusstseins, das man als Erwachsener hat und dann kann man es eben nicht mehr. Und dann besteht eine extreme Schwierigkeit darin die Einfachheit zu finden. Ich habe ab und zu Seminare gegeben und dann hab ich den Studenten immer gesagt: Ihr müsst solange suchen bis ihr wirklich etwas ganz Einfaches gefunden habt. Weil intelligent sind wir alle. Also, weißt du? Wir sind alle klug genug, um eine wahnsinnig komplizierte, zehnlagige postmoderne Bearbeitung von Thomas Pynchon zu machen, aber um etwas wirklich Einfaches zu machen, darin besteht die Schwierigkeit.
Also ich muss auch immer wieder neu, also dann vielleicht in einem Raum oder in einem Land, wieder diese Grundangst neu herstellen, dass es komplett scheitern kann. Also ich habe das irgendwie beim Breivik gemerkt. Nachdem es beim ersten Mal diesen riesigen Skandal gab und wir aus dem Nationaltheater rausgeflogen sind und die Zeit und alle diese Unmenschen Vorwürfe gemacht haben, hatte ich ein bisschen Angst, dass ich das nächste Mal keine Angst mehr habe und auch die Schauspieler. Also, dass es irgendwie entspannt ist. Und wir haben dann bewusst immer Orte und Momente gesucht, wo Reibungslosigkeit komplett ausgeschlossen war. Also wo es ganz klar war, dass wir fertig gemacht werden. Es wird etwas gemacht, was man wirklich nicht tun sollte, im Grunde. Also ganz, ganz einfach. Die alte Provokationssache aber nicht auf der Performance-Ebene, dass man pinkelt oder irgendwie so ein Scheiß. Also nicht wie der Kleinbürger sich das vorstellt, sondern politisch. Dass man etwas tut, das man nicht so richtig einschätzen kann. Also was das eigentlich zu bedeuten hat. Ich mache zum Beispiel momentan eine Talkshow in der Schweizer Botschaft in Berlin. Und da habe ich bei der letzten einen Genozid Leugner, also den ruandischen Genozid eingeladen. Wo ich mich auch gefragt habe, und ich kann die Frage nicht beantworten: Was bedeutet das jetzt eigentlich, wenn man mit solchen Leuten eine Talkshow macht? Ich weiß es auch nicht. Aber es muss immer einen Moment geben wo ich einfach nicht genau weiß was das soll. Was ich eigentlich damit will. Und wo ich selber zutiefst im Zweifel bin, ob das überhaupt Sinn macht. Es gibt verschiedene Strategien, die ich persönlich anwende. Also das eine ist zum Beispiel, Inhalt und Form. Dass die sich nicht entsprechen. Ich habe einmal ein Projekt gemacht, wo ich das Ausländerstimmrecht gefordert habe in der Schweiz. Das aber getan habe mit den klassischen Mitteln des faschistischen Kampfes, würde ich jetzt mal sagen. Und die Sachen so vermischt habe, dass niemand genau wusste, was das soll. Aber das ganz ernsthaft betrieben habe. Zum Beispiel die Unterschriftensammlung. Aber eben mit Mitteln, mit Frakturschriften, mit Uniformen, mit extrem krass populistischen Aufrufen und so weiter. Also es hat natürlich seinen Sinn auch darin, die klassischen Mythen der Schweiz wieder ein bisschen einzuspeisen in eine aktuelle Verwendungsweise.