Lunch Bytes habe ich 2010 entwickelt für das Goehte Institut in Washington DC und das Hirshhorn Museum. Es waren Veranstaltungen zur Mittagszeit, darum Lunch Bytes. Und die Veranstaltungen haben immer jeweils vier Menschen zusammen gebracht zu einem bestimmten Thema. Dieses Thema hatte immer einen Bezug zur digitalen Kultur. Zum Beispiel eines der ersten Themen war Copy Culture. Also die Kultur des Kopierens. Wie geht man damit um? Dann, für diese Veranstaltung haben wir zum Beispiel einen Künstler eingeladen, Michael Bell-Smith, der auf eine sehr Web 2.0 Art und Weise mit Content umgegangen ist und verschiedene Materialfetzen sehr spielerisch eben für seine Videos eingesetzt hat und sehr fließend auch. Keine große Geschichte daraus gemacht hat, dass er sich bedient, hat aus den verschiedenen- aus verschiedensten Quellen, diese auch nicht spezifiziert hat. Daneben hatten wir Cornelia Sollfrank eingeladen, die aus einer ganz anderen Künstlergeneration kommt. Sie war eine der Protagonistinnen der Netzkunst in den 90er Jahren und hat eine Webseite entwickelt, die digitale Kunst generieren kann, selbstständig. Und natürlich auch Material aus dem Internet zieht und neu formatiert und das dann als Kunst betitelt. Und dann hatten wir einen Anwalt eingeladen, der sich spezialisiert auf Copyright. Und dann hatten wir, noch eine Kuratorin eingeladen von Rhizom. Und so haben wir dann das Thema so wie in der Kunst als auch außerhalb der Kunst besprochen. Und alle eingeladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dann jeweils einen kurzen Vortrag vorbereitet, in dem sie ihre Arbeit dargelegt haben, und dann gab es eine Diskussion. Eigentlich ziemlich klassisch. Und zu Lunch Bytes gehörte aber nicht nur dieses Veranstaltungsformat, sondern auf der Webseite haben wir auch einen digitalen Ausstellungsraum eingerichtet. Für den haben wir Künstlerinnen und Künstler eingeladen, Arbeiten zu machen. Und die haben wir dann ausgestellt. Für mich ging es auch darum, dem Publikum von Lunch Bytes zeigen zu können, wie denn solche Arbeiten aussehen können. Und immer einer Künstlerin oder einem Künstler wurde dieser Spot sozusagen vergeben, mit dem Auftrag etwas zu machen. Und dieses etwas wurden dann ein Video oder eine Webseite oder eine Kombination oder ein Gedicht oder eine Fotolovestory. Amalia Ulman hat zum Beispiel eine Fotolovestory gemacht. Und dann wurde der Künstler oder die Künstlerin gefragt, den Spot an jemand anderes weiterzugeben. Das war wie so ein Lawinen-Prinzip. Von dem her war es nicht wirklich eine kuratierte Geschichte, sondern mehr ein Netzwerk an Künstlerinnen und Künstlern, was sich entfaltet hat. Ich meine, als Kuratorin ist man wie irgendwie ein Scharnier in einem Feld, wo verschiedene Kräfte zusammenkommen. Zum einen ist es, wenn man bei einer Institution arbeitet, der Hintergrund Institution, zum anderen ist es ganz stark von den Künstlerinnen und Künstlern beeinflusst und dann gibt es noch eine gewisse thematische Einbettung, die man dann selbst vornimmt. Und diese thematische Einbettung ergibt sich dann durch die Institution, aber sie ergibt sich auch durch dieses aktuelle Feld, wo eben- wie ich schon gesagt habe- aktuelle Tendenzen, die spielen in der Gesellschaft, aber auch Diskurse, theoretische Diskurse, die zum Teil in der Kunst angesiedelt sind, aber auch nicht in der Kunst, die dann zusammenkommen. Und aus diesem Spannungsfeld filtert man dann das, was man denkt, ja, da kommt etwas zusammen.