Also ich habe kurz erzählt, dass ich eigentlich zu Beginn meiner Karriere, habe ich mich stark mit einer bestimmten Kunstrichtung auseinandergesetzt, der so genannten Post-Internet Kunst, und da war es immer das große Paradoxale an dieser Kunstrichtung war eigentlich, dass sich die Künstlerinnen und Künstler mit dem Internet auseinandergesetzt haben, sich aber nicht zwingend im Internet als Medium aufgehalten haben. Das heißt, sie haben Themen angesprochen, die wichtig sind für die digitale Kultur, diese aber zum Teil, diese aber in andere Medien umgesetzt wie Skulptur, Malerei etc. Und, was ich schon merke, ist, dass die Auseinandersetzung mit digitaler Kultur oder zeitgenössischen Themen muss, nicht unbedingt in zeitgenössischen Medien stattfinden. Das heißt, wir sehen vor allem in den letzten Jahren gibt es sehr viel Malerei. Malerei ist eigentlich ein anachronistisches Medium. Wozu braucht man noch Malerei? Man kann viel einfacher Bilder generieren, viel schneller Bilder generieren und dennoch bleibt die Malerei bestehen. Und ich glaube, darum geht es in- ich glaube, interessante Kunst schafft es, einen Bezug zu kreieren zum Jetzt, zu brisanten Fragen, die unsere heutige Kultur betreffen. Für meine jetzige Ausstellung arbeite ich mit einer amerikanischen Künstlerin, Gina Beavers, die großformatige, aber auch kleinere Bilder macht, die sie basierend auf Instagram-Fotos macht. Daraus kreiert sie skulpturale Bilder, also sie haben immer ein Volumen – zum Teil sehr grotesk – die sich einer bestimmten Subkultur auf Instagram annehmen. Es geht um Körperkultur, also sie sind vielfach- vielfach werden Hände abgebildet oder ganze Körper, die ihre- also User, Instagram-User, die ihre Körper abbilden als wären es Skulpturen. Als wären es skulpturale Formen. Das ist zum Teil, also das (?) Formen an, dass sich die Instagram-User verrückte oder einfach Darstellungen auf ihre Fingernägel malen, so genannte Nail-Art. Oder auch Texte auf ihre Körper schreiben. Und dadurch, dass Gina Beavers die Abbildungen nimmt, abmalt und skulptural umsetzt, schafft sie es, diese Form zu übersetzen, in etwas, das diese Eigenheit dieser Bilder überhöht, steigert und auf den Punkt bringt. Obwohl sie dies eigentlich macht mit einem ganz traditionellen- in einem ganz traditionellen Medium der Skulptur und der Malerei. Viele Post-Internet-Künstler haben mit diesem Dokumentationsbegriff gespielt. Zum Beispiel, dass die Arbeiten keine Rückseite haben. Dass sie eigentlich nur flach sind. Das ist eine Eigenschaft der Skulpturen von Katja Novitskova, die ich auch schon erwähnt habe. Das ist wie so ein Augenzwinkern, ein Verweis auf dieses Bildhafte und dass eigentlich ein Bild aus dem Internet gezogen wird, eine Skulptur daraus gemacht wird und dass aber schon wieder antizipiert wird, dass aus dieser Skulptur wieder ein Bild generiert wird. Und Jemand, der das eigentlich sehr stark thematisiert hat, durch eine Serie, die heißt Image Objects, ist der Künstler Artie Vierkant. Der hat genau solche flachen Skulpturen gemacht, dass man abstrakte Skulpturen, die er in Photoshop generiert hat, dann hat er sie ausgedruckt, auf eine Platte aufgezogen, im Raum aufgestellt, hat sie dann wiederum abfotografiert, wieder in Photoshop gegeben, wieder etwas drauf gemacht, wieder ausgedruckt, in den Raum gebracht. Und dieses Spielen mit Räumlichkeit, physischer Räumlichkeit, physischer Präsenz, digitaler Räumlichkeit, digitaler Präsenz und diese ewige Schlaufe, das war sozusagen das Thema für Artie Vierkant. Wobei der Ausstellungsraum in dem Sinne nicht ein großes Thema war. Aber dieses Bildhafte, dieses 3D versus 2D, dieses Spiel zwischen eigentlicher Arbeit und Dokumentation, was wirklich ein neues Thema war mit dieser neuen Generation von Künstlern.