Das Internet wird oftmals als Metamedium beschrieben, ein Medium, das ganz viele Medien in sich trägt, weil du natürlich ganz viele Formate zusammenbringen kannst und weil halt alles auf, weil alles zunächst in eine Datenform gebracht werden muss, kann sich diese universelle Form wieder umwandeln in ganz viele verschiedene Medien. Also vom geschriebenen Wort kannst du zum Bild gehen, kannst du zum bewegenden Bild gehen, wieder ins geschriebene Wort, etc. Also das heißt, dass sich da eigentlich ein fließender Medienbegriff ergibt. Und dieser fließende Begriff, diese Porosität zwischen den Medien, das ist auch etwas, was sich in der künstlerischen Arbeit niederschlägt. Diese dauernde Übersetzung. Und wenn ich sage, dass mich ein medien- dass mich ein medienspezifischer Ansatz nicht unbedingt interessiert, heißt das nicht, dass es gewisse Haltungen gibt, die medienspezifisch sind. Aber die sind dann wieder eher kulturell. Also das heißt, wenn wir zum Beispiel über Fotografie sprechen. Fotografie als analoges Medium gibt es nicht mehr. Als analoges Medium hatte die Fotografie gewisse Eigenschaften, nämlich sie hatte eine ganz bestimmte Haltung und damit ganz bestimmte Erwartungsvorstellungen, wie sich ein fotografisches Bild zur Wahrheit verhält. Dass nämlich ein fotografisches Bild ein Abdruck der Wahrheit ist, ein Index der Wahrheit, dessen, was man sieht um sich herum. Und dieser- und jetzt hat man aber nicht mehr dieses indexhafte Bild. Bilder werden anders generiert, Bilder sind nicht mehr über einen Lichteinfall, der sich niederschlägt auf einem fotosensitiven Papier, sondern ein Bild, das sich aufbaut durch elektronische Pulse und dann umgesetzt wird in einen Code, in einen durch algorithmische Strukturen. Das heißt, das Foto, das wir immer noch Foto nennen, ist eigentlich ganz anders aufgebaut. Aber kulturell gesehen haben wir immer noch die gleiche Erwartungshaltung. Wir erwarten eigentlich- wir haben immer noch die gleiche Vorstellung, dass ein Foto ein Foto ist. Und darüber ergibt sich eigentlich eine Kultur des Mediums, die sich über Erwartungshaltungen generiert, die sich über kulturelle Formen generiert, aber nicht mehr so sehr über die Materialität an sich. Also das Medienspezifische ist nicht mehr- definiert sich nicht mehr über Materialität, sondern über eine gewisse Erwartungshaltung, die kulturell überliefert ist. Also vielleicht kann ich eine, vielleicht kann ich eine Arbeit erwähnen von Carla Henkel und Max Pichove. Ich habe für die Pinakothek eine Ausstellung gemacht zu- in einer Ausstellungsreihe, die sich nannten Fotografie heute, es ging um Fotografie. Und es ging genau darum, wie eigentlich Fotografie definiert werden kann in unserer heutigen digitalen Kultur. Und für mich ist eigentlich die Tatsache, dass wir am Fotografie-Begriff festhalten, obwohl sich das Bild ganz anders generiert, das ist eigentlich ein Anachronismus. Und gleichzeitig hat die- war die Fotografie noch nie so wichtig wie heute, weil wir halt alle über Smartphones verfügen und alle Bilder machen können. Und dieses Spiel mit verschiedenen Zeiten, mit analogen- mit dem Analogen und dem Digitalen und wie wir damit umgehen, das wird adressiert in einer bestimmten Arbeit, die ich da auch gezeigt habe in der Ausstellung, von diesen beiden Künstlern. Und sie haben eigentlich eine Maschine gebaut, eine sechs Meter lange Maschine. Über diese Maschine zieht sich ein Band, ein weißes Band, und auf diesem Band sind Fotos abgedruckt. Und diese Fotos zeigen eigentlich ganz banale Situationen, die aber immer ein bestimmtes Bild vom öffentlichen Raum zeigen, was wir noch aus einer anderen vorinternethaften Zeit stammt. Also jemand, der Zeitung liest, ein öffentlicher Platz, ein Regierungsgebäude aus dem 19. Jahrhundert. So diese ganz tradierten, überlieferten Institutionen, wie sich das öffentliche Leben aufbaut, an dem sich das öffentliche Leben abspielt. Und diese Fotos haben sie dann auf dieses Band gedruckt und dieses Band läuft dann auf dieser Riesenmaschine, die vorsintflutlich anmutet. Irgendwie aus der, ja man denkt irgendwie an die englische Industriezeit- läuft die über dieses Band und zeigt irgendwie auf eine nostalgische und irgendwie auch leicht wehmütige Art und Weise, dass diese Institutionen wahrscheinlich bald ausgedient haben, zeigt aber auch, dass es diese Institution immer noch gibt und zeigt auch, dass es wahrscheinlich solche Maschinen in ganz vielen Ländern noch sehr prominent gibt und, dass diese Maschine auch gebraucht werden für all diese immateriellen- all diese Dinge, die wir als immateriell anschauen und, dass es immer noch eine sehr materielle Infrastruktur gibt. Etwas, was wir gerne vergessen, wenn wir über das Digitale sprechen und dieses Leichtfüßige von Information zu Information springen, dass das auch eine sehr materielle Seite hat, die sehr viel Infrastruktur- die sehr viel Infrastruktur bedarf.