Die jetzigen Diskurse gehen ja von lauter Postmedien, postmedialen Verhältnissen aus und dann werden die
klassischen Medien, wie eben Malerei generisch und dann wird letztendlich die Kunst zum Medium oder die
Kunst zur Kunst der Kunst, das rückt weiter in die Ausstellung, die das Medium wird und natürlich ist die Künstler-
Persona oder die Rolle des Künstlers dann ein Medium. Zuletzt müsste man dann davon ausgehen, dass das
Medium der Botschaft die Öffentlichkeit ist. Und dann kann man wieder daran beschreiben, ob die Botschaft
antizipiert, was eine Öffentlichkeit erwartet, oder ob die Botschaft versucht, ihre Öffentlichkeit erst herzustellen,
was wahrscheinlich die Ambition war in dieser Ausstellung. Und ablesen kann man sowas immer daran, wie
Verständlichkeit hergestellt wird oder jede Botschaft oder ein Werk trägt ja auch schon die Erwartung an ihr
Verstanden-werden an sich oder mit sich. Und daran sieht man eine bestimmte Taktik oder Strategie, wie sie
einer Öffentlichkeit gegenübertritt oder sie herstellen möchte. Wenn man die Öffentlichkeit als das Medium
ansieht, kommt man wahrscheinlich wieder da hin, dass es notwendig wäre, neue Medien herzustellen. Dieses
viel zu groß gewordene Feld wieder kleiner strukturieren. Und was man hat, das ist erstmal, das sind Programme.
Dann wäre die Aufgabe eine Neuprogrammierung von Medien. Aber das ist dann schon wieder der Rückweg vom
Medium der Öffentlichkeit. Da gibt es die klassischen Konzeptionen von bürgerlicher Öffentlichkeit, Habermas
und so weiter und das geht ja von einer Öffentlichkeit aus, die einfach so vorhanden ist und die einem ermöglicht,
Meinungen zu bilden, seinen Willen zu bilden und zu äußern, die einem ermöglicht, sich zu artikulieren. Und ich
glaube, dass dieses Modell zu Ende gegangen ist oder nicht mehr reicht. Jetzt würde ich das in einem anderen
Sinn verwenden, die Öffentlichkeit, die eine Botschaft herstellt, kann auch das bloße Publikum einer
Werbebotschaft sein, das hergestellt wird durch die Botschaft. Dann muss man davon ausgehen, dass das
Publikum erst hergestellt wird durch die Botschaft und nicht bereits vorhanden ist, bereitsteht. Und ein anderes
Wort dafür wäre eben ein Kollektiv zu gründen, kollektiv zu werden. Und wenn wir dann keine
Geheimgesellschaft sein wollen oder eine Clique oder eine Seilschaft und wenn wir eine bestimmte
Programmatik haben, dann könnten wir sowas wie eine Öffentlichkeit wiederherstellen, die organisatorisch eher
sowas wie ein Marktverhältnis, eine Marktorganisation hätte, als eine Netzwerkorganisation. Aber das lässt sich
natürlich auch austauschen. Früher gab es bestimmte Medien, die eben bestimmte, das wurde auch als
Dispositive dann beschrieben, wenn man den Medienbegriff immer weiter ausdehnt, bis hin zur Ausstellung oder
zur Kunst oder zur Person des Künstlers, dann bleibt am Schluss übrig, dass das Ganze systemisch wird, in dem
die Öffentlichkeit das Medium ist, in dem eine künstlerische Artikulation stattfinden kann. Das wäre jetzt eine
bestimmte Diagnose und nicht etwas, was ich toll finde oder für wünschenswert halte.
Studiert habe ich Malerei. Das war ein altes Medium. Das Tolle daran ist, dass es verknüpft ist mit Kunst. Es gibt
bestimmte Austauschprozesse von Sinn, die da vorgesehen sind, es gibt bestimmte Regeln, was darin sinnvoll ist
und was nicht und es gibt eine Anbindung an eine Kunstgeschichtlichkeit und das macht das Medium so stark
und so wandelbar. Und gleichzeitig wird sowas nicht mehr unbedingt hergestellt und wenn jemand zu ernsthaft
davon ausgeht, dass er, wenn er Malerei treibt, immer schon Kunst macht, dann fällt er eben genau in diese Falle
von einem Medienbegriff, der sich jetzt gewandelt hat. Aber andererseits ist es ja sehr faszinierend zu
beobachten, diese alte herrschaftliche Rolle von geschichtlichen Regelwerken. Malerei wird zu einem
Stellvertreter von Kunst innerhalb der Kunst und auf die Weise benutzt man es in Diskursen. Aber das kann ich
jetzt auch nicht in so einem-, das wäre jetzt wieder wie ein Aufsatzthema. Um ein Medium zu haben, müsste
dauernd auch eine Aktualisierung stattfinden, die dieses Regelsystem gleichzeitig bestätigt und verändert.
Deshalb gibt es dann so etwas wie einen Materialstand oder Diskursstand. Wenn es keine verbindlichen Kriterien
oder Maßstäbe mehr gibt, was da eigentlich verhandelt wird, also auch keine feste Geschichtlichkeit mehr, dann
kann auch nichts mehr aktualisiert werden und dann wird das Medium generisch. Es wird immer noch irgendwie
weiter benutzt werden, aber es verändert die Werte, die darin hergestellt werden können.