Der Produktionsprozess ist, glaube ich, ziemlich trivial, weil der über bestimmte Termine läuft, wie man sich das
so vorstellen kann, bestimmte Abgaben von Texten, die Kunstwerke werden entweder fertig oder nicht. Der
Produktionsapparat, könnte man sagen, ist in so einem Fall an die Institution gebunden und würde man daraus
jetzt ein Netzwerkmodell zeichnen, dann gäbe es eben die Institution mit ihren Erwartungen, die Studios der
Künstler, aber der Begriff alleine hilft mir jetzt noch nicht so viel weiter, weil die Frage ist ja auf was man die
Produktion jetzt beziehen könnte oder auf also eine Zielvorstellung.
Ich würde den Produktionsprozess in eine Verbindung setzen mit Begriffen von-, ich würde mit der Distribution
in Verbindung setzen, ich würde mir anschauen, wie die Produktion an eine bestimmte Sprache gebunden ist. Es
macht einen Unterschied, ob ein Künstler zwanzigtausend Euro zur Verfügung hat für die Produktion einer
Ausstellung oder ob er tausend Euro zur Verfügung hat oder ob er überhaupt kein Geld hat oder Schulden hat.
Und das wirkt auf die Sprache, die er spricht und auf das Verhältnis, das er mit einem Publikum herstellt. Denn
der Sinn vollzieht sich ja immer in bestimmten Machtverhältnissen und es ist vermutlich sehr günstig, wenn man
zum Beispiel Geld verdienen möchte, besonders kreditfähig zu erscheinen. Man kann darauf spekulieren, dass
es große Teile im Publikum gibt, die in dieser Form einen Qualitätsstandart ersetzen würden durch eine
bestimmte Machtdemonstration, die einfach schon im Produktionsapparat liegt. Wenn ich Kunst mache, die von
einem ganzen Team von Hilfskünstlern hergestellt wird, dann demonstriere ich ja ein bestimmtes
Machtverhältnis und das ist Teil der Botschaft. Wenn dagegen überall Haare in der Farbe sind und die Rahmen
sind schief, demonstriere ich, dass ich ein ganz authentischer, armer, echter Künstler bin, der im Indianerreservat
lebt und Indianerschmuck herstellt und kann damit auch total viel Geld verdienen. Aber es gibt ja auch noch
andere Möglichkeiten. Wenn ich aufwache und die Idee habe eine Skulptur aus Plutonium zu machen, dann habe
ich vermutlich nicht die Möglichkeiten das umzusetzen. Oder ich habe die Idee einen Schädel mit Diamanten zu
besetzen. Ich kann es im Moment nicht umsetzen. Das sind Bedingungen. Es gibt diesen immer noch weiter
kolportierten Satz von Beuys, der sagt, dass der Fehler ja schon anfängt, wenn man Keilrahmen kaufen geht.
Wenn man davon ausgehen würde, dass die Kunst im Leben aufgehen sollte, dann wäre das natürlich schon
einfach der falsche Ansatz, wenn man einen Keilrahmen dann kauft. Aber da die Kunst ja jetzt schon im Leben
aufgegangen ist, kann man auch wieder Keilrahmen kaufen. Dann muss man aber zu Boesner und da ist es ganz
hässlich, aber das ist auch Teil des Produktionsapparats. Produktionsapparat ist ja auch die Frage, ob man jetzt die Farbe selber aus Erde zusammenmischt, die man gesammelt hat oder ob man die Standardfarben benutzt,
die es eben im Handel so gibt. Und weil das kapitalistisch ist, das Verhältnis, wird es am Geschmack des normalen
Hobbykünstlers ausgerichtet und man kriegt keine gescheiten Mischfarben mehr. Es wird ja nie so verstanden,
wie man sich das ausgedacht hat. Und es ist ja sogar so, dass man das noch nicht mal nachprüfen kann, denn
normalerweise stellt man ja den Leuten nachher keine inquisitorischen Fragen oder überprüft, ob die Botschaft
auch wirklich angekommen ist. Selbst die Leute, die dann traditionell noch in ein Gästebuch schreiben, geben
einem ja nicht unbedingt Auskunft darüber, ob sie verstanden haben, was sie da gut oder schlecht fanden. Das
heißt, man muss davon ausgehen, dass wenig von dem, was man sich so gedacht hat, tatsächlich in so einem
Kommunikationsprozess, der eine Ausstellung ja auch ist, ankommt oder bestätigt werden kann. Trotzdem hört
man ja dann nicht auf möglichst konkret und präzise zu artikulieren. Die ganzen Zufälle oder Bedingungen des
Prozesses werden aber ja Teil der Arbeit. Die Ausstellung steht in einer bestimmten Zeit, ist gebunden an einen
bestimmten Ort, der sich darin mitabbildet und wie etwas gelingt ist ja immer noch an die entsprechenden
beteiligten Körper gebunden und auch das bildet sich auf irgendeine Art mit ab. Ich würde das integrieren als ein
Index der Produktion oder des Herstellungsprozesses.