Die Absicht in dieser Ausstellung war es ja, die Didaktik eher zu vermeiden und stattdessen ging es ja eher um
Programmatik oder das Manifest. Nach der Ausstellung würde ich sagen, dass das wahrscheinlich nicht unbedingt
im Widerspruch steht, man müsste nur unterschiedlichen Teilen des Publikums unterschiedliche Erklärungen
geben, je nachdem, ob es sich um an Käufen interessiertes Publikum handelt oder an Resten von
Bildungsbürgertum oder möglichen Teilnehmern an der zu gründenden Wehrsportgruppe. Man kann nur nicht
einfach eine Sprache voraussetzen, die dann etwas vermittelt, ohne dass man dann aufgibt etwas Neues sagen
zu können, denn in dieser Form ist ja, sagen wir mal, Form oder Inhalt in diesem alten Verhältnis immer schon
aneinandergebunden. Wenn man aber eine völlig neue Sprache einsetzt, wird die Kommunikation schwierig.
„Strategien der Aufstandsbekämpfung“ ist ja ein Begriff aus Militär und Geheimdienst, der eben den Übergang
von Überwachung zu Steuerung markiert, wo ein bestimmtes Feld eben nicht nur beobachtet wird, sondern wo
bestimmte Operationen hergestellt oder unterdrückt werden. Der Begriff Antiimperialismus ist verbunden mit
einigen Strategien und hat eine, man könnte sagen, ist aus der Mode und in Kombination mit dem anderen
schönen Wort Baden-Württemberg, stellt es natürlich auch die Frage, inwiefern Kunst antiimperialistisch sein
könnte oder behaupten könnte es zu sein. Andererseits ist natürlich außer Frage, dass Kunst imperialistisch sein
kann. Und in diesen ineinander gekehrten Widersprüchen entsteht schon eine bestimmte Aussage. Es schlägt
den programmatischen Ton an und stellt gleichzeitig die Frage nach Handlungsfähigkeit oder nach der überhaupt
zur Verfügung stehenden Wirkungsmacht. Und das soll nicht den manifesthaften Ton ironisieren oder von vorne
herein zurücknehmen, aber es stellt das Bewusstsein von bestimmten Beschränktheiten aus oder weist auch auf
bestimmte Vorgänge hin. Was ich verhandeln wollte in dieser Ausstellung ist, überhaupt die Möglichkeit von
Botschaften oder von Aussagen. Man kann ja auch ganz bestreiten, dass Kunst überhaupt an Absichten und damit
an die Möglichkeit von Aussagen gebunden wäre. Gleichzeitig, und das ist-, oder es gibt eine bestimmte Bildkritik,
die vom Abbildungsverhältnis ausgehend, Absichtlichkeit und Botschaften in der Kunst problematisiert.Gleichzeitig sind wir umgeben von Bildern, die instrumentell sind und die damit Botschaften herstellen. Und die
Frage wäre jetzt, wie man sowas übertragen könnte oder welche Rolle Bildende Kunst hier spielt, in der
Möglichkeit Aussagen und Botschaften zu formulieren. Und diese Frage nach den Möglichkeiten von Botschaften
und Aussagen und Absichten ist verbunden mit einer Programmatik, also der Behauptung, dass Botschaften
wichtig seien. Und in dieser Verdopplung möchte ich die Begriffe des Systemischen noch sehen. Gegen ein
Abbildverhältnis, das immer noch von der Collage herkommt. Vielleicht wollte ich auch mal sagen, dass Collagen
nicht mehr angemessene Strategien sind, um Abbilder herzustellen. .] Entscheidend ist der Übergang von der
Collage zum Systemischen. Die Collage kann eine bestimme Kopplung von unterschiedlichen Materialien sein,
unterschiedlichen Bildern, aber egal, ob man das Auseinandergeschnittene oder das Zusammengefügte betont,
bleibt die Collage an ein Abbild-Verhältnis gekoppelt. Es geht immer noch um eine außerhalb dieses Bildes
existierende Wirklichkeit, die da abgebildet wird. Das System kann ebenfalls unterschiedliche Materialien,
unterschiedliche Bilder, unterschiedliche Sinnzusammenhänge verbinden. Das Entscheidende ist aber, dass im
systemischen Verhältnis eine Wiedereinspeisung nach einem eigenen, inneren Maßstab setzenden Programms
hergestellten Sinns erfolgt. Instrumentell ist zum Beispiel die Diagrammatik. Also ein Diagramm bildet eine
bestimmte Wirklichkeit ab, aber gleichzeitig ist es auch ein Steuerungselement, das die Wirklichkeit, die es
abbildet gleichzeitig herstellen kann. Es ist also eine Methode, wo Steuerung und Kontrolle zusammenkommen.
Aber auch Werbung, politische Propaganda, Pornografie, das sind Bildbegriffe, die eben nicht einfach nur
irgendetwas abbilden, sondern gleichzeitig in die Wirklichkeit, die es abbilden, eingreifen. Die Collage ist-, also,
wovon ich spreche, das sind natürlich symbolische Formen. Das heißt, das sind bestimmte Formate, denen eine
Erkenntniskritik zugrunde liegt. Also, ein bestimmtes Verhältnis zur Wirklichkeit, was immer das ist. Die Collage
ist eine typische Kunstform aus der Zeit der Moderne, die das Brüchigwerden von systemischen Vermittlungen
darstellen kann. Und hier ist auch der repräsentierende Begriff, also auch ein Begriff wie Kritik baut auf so etwas
auf. Man traut dann dem Bild zu, eine Wirklichkeit darzustellen oder zu kritisieren und man fragt sich nach der
Angemessenheit davon. Natürlich kann eine Collage in irgendeiner Form auch werbend sein, aber der eigentliche
Einsatz, der mit einer bestimmten Bildform verknüpft ist, ist bei der Collage an die Repräsentation gebunden und
im systemischen Modell geht man davon aus, dass man in einem Prozess die Wirklichkeit, die man abbildet,
immer gleichzeitig verändert. Das ist eine neuere Entwicklung, die mit der Kybernetik zusammenhängt.
Die Artikulation müsste sich auf eine Art selbst vorausgehen, damit sie verstanden werden könnte. Aber das ist
ja auch wieder jetzt semiotisch leicht zu beschreiben, dass eine Botschaft innovative und redundante Teile haben
muss. Und wenn sie völlig redundant ist, ist sie sinnlos und wenn sie völlig neu und innovativ wäre und sich nicht
auf bestimmte Redundanzen verlassen könnte, dann ist sie unverständlich. Und zwischen diesen Möglichkeiten
findet ja so etwas wie Kunst statt, denn Kunst ist ja nicht einfach ein freier Raum für freispielende Kräfte, sondern
das ist ja einfach nur ein symbolisches Feld, in dem bestimmte Machtverhältnisse genau so wirken, wie in
anderen gesellschaftlichen Feldern, nur dass sie hier auch selbstreferenziell dargestellt werden können. Aber das
geht ja auch wieder nur mit einem bestimmten eigenen Begriffsvokabular, was schon da ist. Und wenn ich dann
eine Aussage formulieren will, die vor mir eben schon verschiedene andere Künstler getroffen haben, dann ist
es für mich sehr viel leichter, das auch zu sagen. Und wenn ich das auf erfrischend neue Art sage, dann kann ich
das auch Leuten andrehen, aber interessant sind natürlich die wirklichen Innovationen. Da ist aber die Frage, wie
die überhaupt erkannt werden können. Und ja, das, was man so das Feld nennt, das Feld der Kunst, darüber
hatten wir vorhin schon mal gesprochen, ist ja nicht unbedingt jetzt eine, wie ein Markt organisierte, eine
Öffentlichkeit, die eine Marktorganisation hat und wo einfach die besten Ideen verhandelt werden und die
höchste Qualität bewertet wird, sondern das ist ja ein Spiel von Netzwerkkräften, die die eigenen Positionen
bestätigen müssen oder wollen. Und deshalb besteht immer die Neigung, die vorhandenen Effekte zu optimieren
und dabei auf Innovation zu verzichten. Oder man könnte auch sagen, angesichts von Inflation, wo einfach von
allem schon zu viel da ist, so dass es nicht mehr zu bewältigen ist, so dass niemand mehr wirklich alle Bücher
lesen kann, die zu einem bestimmten Thema erscheinen oder alle Kunstwerke oder Künstler kennen kann, die in
einer bestimmten Stadt arbeiten, da wird man sich an bestimmte Vermittlungen oder Netzwerke halten und das wählen, von dem man ausgeht, dass andere es auch wählen würden. Das heißt, man bestärkt und verstärkt
bestimmte Netzwerke, die bereits da sind und andere Positionen oder Artikulationen, die außerhalb davon
liegen, sind irrelevant. Dann entsteht aber natürlich keine Verhandlung von Maßstäben oder Kriterien mehr.