ART
Bei Kunst find ich das super interessant und nach wie vor, was natürlich auch Wissenschaft machen kann oder Geisteswissenschaft vor allem, dass es bestimmte Freiräume hat, Alternativen zu denken. Also Alternativen für bestimmte Realitäts-Konstruktionen oder bestimmte Freiräume auch schafft. Dinge durch Methoden vielleicht der Ironie oder des Fiktiven oder des Imaginierenden oder des Utopischen vorzuschlagen. Es ist so eine Art Angebot. Es ist ein Angebot, die Wahrnehmung anders zu konstruieren, die Realität – wie auch immer Realität begriffen wird als Begriff – anders – oder sagen wir mal nicht Realität, sondern vielleicht bestimmte Systeme und bestimmte Konstruktionen oder Strukturen, in die man sich begibt oder in die man begeben wurde oder in denen man lebt, anders zu denken oder vielleicht auch neu zu denken, weiter zu denken und auch durch eben diesen Freiraum der Möglichkeit von Fiktion, Imagination auch vielleicht anders zu handeln und auf Dinge, die nicht funktionieren oder die nicht gut sind, auch hinzuweisen und zu sagen, lasst uns doch die ganze Welt ausstopfen als Stofftiere und dann tut sich keiner weh [lacht]. Das ist ja auch ein sehr verspielter Moment, der aber auf etwas verweist, das ein Problem ist. Also ich glaube deswegen geht es mir auch viel um eine – es ist auch so eine Imagination oder so eine Fiktion, das in Zukunft am liebsten alle Körper gesaved sind und alles so soft ist da draußen und in Übertragung auch, dass bestimmte Gewaltmechanismen einfach nicht mehr zerstören oder wehtun oder Leben bedrohen, sondern so eine andere Umgangsform damit verwendet wird. Sei es aus, dass dieses Nachdenken über andere Umgangsformen oder andere Handlungsformen durch solche verspielten Imaginationsräume passieren. Also, dass da vielleicht so ein auflockernder, aufrüttelnder Moment stattfindet.
Es geht auch viel um eine Auseinandersetzung mit bestimmten bildgenerierenden Medien oder Bildern oder Momenten oder ich meine bei Malerei geht es vielleicht auch um andere Dinge. Vielleicht geht es auch um das Medium der Malerei selbst. Auseinandersetzung, das finde ich auch sehr spannend und sehr wichtig, was existieren da für andere Formen oder Bilder, Bildarten, Materialitäten? Wie werden die zusammengefügt, konstruiert und was öffnen die eigentlich für Möglichkeiten oder anderes Wahrnehmen und Sehen? Was super spannend ist und was einen aber auch irgendwo hinbringt. Ich habe das Gefühl, das rüttelt und öffnet einen immer am besten in den Strukturen, in denen man oft eng eingefasst ist. Und wie man das dann für sich nutzt oder in welche Richtung das dann geht, entweder durch inhaltliche oder durch rein visuelle Einwirkungen, das ist das die Intention oder die Ausführung davon.
Kunstbegriff ist so wie Werkbegriff. So Begriff – hat nicht Foucault gesagt, ordnen Sie sich doch mal ein. Der hat gesagt, ich mich einordnen? [lacht] Wie ich mich einordnen? Ich glaube, das ist halt auch wichtig, dass man sich irgendwie einordnet, aber ich finde es sehr wichtig, dass man sich eben oft nicht einordnet oft. Kunstbegriff, ich glaube das – ich tue mich auch mit so einengenden Begriffsdefinitionen sehr schwer. Was meint denn dieser Kunstbegriff als Begriff? Also was soll das sein, Kunstbegriff? Also ich weiß gar nicht – Kunstbegriff ist vielleicht auch so eine Begrifflichkeit, die vielleicht auch kunstgeschichtlich daherkommt. Also ich denke nicht, dass ich einen Kunstbegriff in dem Sinne habe, sondern ich denke, dass ich künstlerisch arbeite zu bestimmten Dingen, weil es meine Art der Erarbeitung ist oder des Auseinandersetzens. Das ist glaube ich eher so die – Kunstbegriff in dem Sinne ist vielleicht meine Form der Auseinandersetzung durch bestimmte Medien, Materialitäten, Momente. Aber es hätte auch anders sein können. Es hätte auch sein können, dass ich Autorin bin und eben Text schreibe. Das kann auch passieren. Vielleicht sage ich in fünf Jahren, ciao Bildwelt sozusagen. Obwohl was ist denn Bildwelt auch? Sondern ich bin jetzt komplett eine Autorin von Gedichten oder von Prosa oder schreibe einen Roman und setze mich darin total damit auseinander, was mich beschäftigt. Also das sind so Fragestellungen, wo glaube ich so ein Kunstbegriff dann sehr einengend ist. Aber die Form der Auseinandersetzung, die Art und Weise und wohin es will und was es macht. Vielleicht das als Kunstbegriff.