Das Ziel von Kunst ist es, unsere- zum kulturellen Reichtum unserer Gesellschaft beizutragen. Dass wir- unser Leben ist stark von Konsum geprägt und es ist stark geprägt von Formen der Auseinandersetzung, die sehr zielgerichtet sind. Und in einer idealen Welt gibt uns die Kunst Anlass, über Sachen nachzudenken und sich mit Sachen zu beschäftigen, die nicht zielgerichtet sein müssen, die uns zum Denken anregen, die uns die Augen für etwas anderes öffnen, die uns eine gewissen Freiheit in unser Leben bringen. Das kann aber auch schwierig sein (lacht). ich meine die Funktion wäre dann in konsequenter Art und Weise, dass man sich der Funktion entledigt (lacht). Also, dass es darum geht, sich einfach kleine Momente der Freiheit zu inszenieren, wo man sich mit etwas beschäftigen kann, an das, was man noch nicht gedacht hat, das einen konfrontiert mit etwas, was man so nicht in seinem Leben erwartet hat, im besten und im schlechtesten (lacht). Es ist natürlich, wenn man sich mit diesem Feld beruflich auseinandersetzt, weil dann hat man dieses freie, funktionsfreie- also dieses funktionsfreie Spiel, was ich jetzt so romantisch beschrieben habe, das wird dann eigentlich hinfällig (lacht). Weil, wenn ich mir Kunst anschaue, dann ist es oftmals- es ist mein Berufsfeld, ich muss etwas damit anfangen. Aber natürlich- ich meine, ich kann mich erinnern, dass ich eine Brancusi-Skulptur gesehen habe bei einem Kunstmuseum in Basel und ich fand sie einfach wunderschön. Und ich hätte mir stundenlang diese Form anschauen können und einfach dieses Spiel mit einem Material, das auf eine so delikate Art und Weise also das Material, dieser schwere Stein, der so delikat und fein aussieht und dieser Gegensatz- fand ich wunderschön. Und weil ich nichts mit Brancusi anfangen muss (lacht), hatte ich so einen Moment mit dieser Skulptur. Aber mit zeitgenössischer Kunst, wenn ich zum Beispiel zu einer Biennale reise, dann ist es natürlich immer so, du hast einen bestimmten professionellen Blick, den du mitbringst. Und du schaust eigentlich alles an mit der Frage im Hinterkopf: „Kann ich diese Position einordnen? Will ich etwas mit dieser Position anfangen? Was finde ich von dieser Position?“ Also es ist ein nicht- ein sehr- ein überhaupt nicht wertefreier Blick. Also Kunst unter digitalen Bedingungen denkt nicht mehr in medienspezifischen Begriffen, zeichnet sich aus durch eine Porosität zwischen verschiedenen Formen, zeichnet sich aus durch ein Meer von Referenzen, was es unglaublich leicht macht zu arbeiten, was es aber auch unglaublich schwierig macht zu arbeiten. Es zeigt- sie zeichnet sich aus durch eine große Sichtbarkeit, potenziell. Eine Sichtbarkeit, die es wichtigmacht, dass man kontinuierlich kommuniziert, sei es als Kuratorin oder auch Künstlerin oder Künstler, wenn man erfolgreich sein möchte in dieser Attention Economy. Sie zeichnet sich aus durch viel viel viel Ablenkung. Sie zeichnet sich aus dadurch, dass viele verschiedene Medien nebeneinander bestehen. Es zeigt sich auch, dass viele Formate eine große Beständigkeit haben und immer noch eine große Relevanz, auch wenn sie althergebracht sind. Damit meine ich vor allem das Ausstellungsformat. Wobei das Bildhafte sehr wichtig geworden ist und jetzt auf das Ausstellungsformat bezogen, ist es dann die Dokumentation der Ausstellung, die sehr wichtig geworden ist. Ich hoffe für die Kunst, dass sie sich nicht so entwickelt, wie die Gesellschaft als Ganzes. Das heißt, dass die Schere zwischen Klein und Groß, zwischen Arm und Reich immer größer wird. Das ist auch in der Kunst zu beobachten, dass es eigentlich fast kein Mittelsegment mehr gibt. Es gibt fast keine mittelgroßen Museen mehr. Es gibt nur noch ganz kleine Projekträume, die sich ein paar Jahre über aufrechterhalten könne und dann die großen Museen. Eine gewisse Polarisation. Und die großen Institutionen kriegen immer mehr Geld, die großen Künstler kriegen immer mehr Geld (lacht) und die- und mit den Galerien ist es genauso. Also ich hoffe, dass sich wie eine nachhaltige Struktur für die Kunst entwickeln kann, die sich nicht allein über privates Geld- die nicht allein von privatem Geld gespiesen werden muss. Also ich hoffe, dass der Staat (lacht) mehr Geld für die Kunst gibt (lacht) und ich hoffe, dass die Kunst, dass die Kunst nicht nur in einem kommerziellen Sinn ein großes Feld bleiben kann, sondern, dass ganz viele alternative Kunstwelten bestehen können, die nicht marktwirtschaftlich denken, und dass dieses Aufschlucken der Kunst und dieses, dass die Kunst sich mehr und mehr kommerziellen Strukturen bedient, dass man das irgendwie, dass man das bremsen kann. Aber ich glaube nicht, dass man das kann (lacht) oder dass das realistisch ist. Aber das ist eigentlich mein Wunsch.