METHOD
Früher kamen ja die Ideen aus Forschung, als aus sprachlicher Auseinandersetzung mit der Gegenwart, aber auch mit der Vergangenheit, also mit einer bestimmten historischen Fragestellung, wie Dinge waren und wie sie geworden sind. Und dann versuche ich das zu entwirren und das zu verstehen. Ich würde sagen, das hat dann später auch wieder vielleicht noch mal so ähnlich funktioniert, dass es so Figuren gibt, die im Zentrum stehen, die so widersprüchlich sind, so oft so symbolisch sehr stark aufgeladene Figuren, wie zum Beispiel der Dinosaurier oder die Hand oder jetzt der Müll. Bei der Deponie geht es um Müll, geht es auch um Sprachmüll, Ost-Müll, Geschichtsmüll. Oder die Stimme. Also so bestimmte sprachliche Figuren oder Symbole, die sehr widersprüchlich sind und, die eine Materialität haben, aber eben auch eine starke symbolische Genealogie. Und dann mache – ja wie gehe ich vor? Ich kenne meine Methode nicht. Ich habe aber letztens ein Radiostück gemacht, da war ich in Peking auf so einer Residency und ich wurde gefragt, relativ kurzfristig ein Audiostück zu machen für so ein Radiofestival in der unabhängigen Radioszene, auf Englisch dann halt im Internet. Ich wollte eh ein Interview machen mit so einem Fortune-teller und dann habe ich mit dem über Methoden geredet. Und ich war in China, um mein Kartenprojekt in einem chinesischen Kontext transformieren zu lassen, und dann habe ich mich auch mit Yijing auseinandergesetzt und habe eben diesen Yijing Fortuneteller getroffen. Und das Radiostück, was dabei entstanden ist, das heißt Method und da gehts dann halt auch eigentlich um die Auseinandersetzung mit meiner künstlerischen Methode, aber irgendwie geht es auch darum, diese Methode des Fortunetellings zu diskutieren. Ich bin da hingegangen nicht als eine, die jetzt ihr Glück gelesen haben möchte, sondern als eine, die halt auch selber Fortunetellerin ist, also die halt mit Karten arbeitet und ich habe ihm auch meine Methode erklärt und ich habe einfach gesagt, ich möchte mit dir über Methoden sprechen. Und da war ich dann halt da und dann haben wir eben mit diesem Übersetzer zusammen über Methoden gesprochen und eben auch, weil ich selber gar nicht weiß, was meine Methode ist und ich das auch im Dialog halt gerne rausfinde. Ich sehe das auch nicht nur unbedingt als künstlerische Methode, sondern ich finde das halt interessant auch das in Bezug auf andere Felder zu sehen, also zum Beispiel Wissenschaft oder Wahrsagerei oder Forschung oder Therapie. Ich habe einen Text dazu geschrieben, der auch als Dialog verfasst war, der aber ein Dialog zwischen mir selbst ist, also zwischen zwei Stimmen. Und ich würde sagen, dass vielleicht Dialog meine Methode ist. Ich habe aber gerade gestern so einen Text geschrieben – oder den existierenden Text noch mal neu betitelt und der heißt jetzt Agathe Bauer‘s One Way Dialogue. Also sozusagen so wie ja jetzt auch der Dialog kein Dialog ist wirklich, sondern eigentlich ein Monolog, ist die Dialogform da, aber es ist eigentlich ein Monolog, aber es muss ein Dialog sein, weil sonst gar nichts passiert.
Der Dialog findet oft mit eingebildeten Partner*innen statt. Ich habe ja auch ein bisschen mit Geistern gearbeitet, zumindest in meinem einen Hörspiel – mit so Geisterstimmen im Radio, Also das ist ein Dialog mit Freunden oder Leuten in meinem Leben oder früheren Leuten in meinem Leben, Verstorbenen oder realen Personen, die mit mir im Austausch sind, aber die jetzt vielleicht grade nicht im Raum sind, weil natürlich arbeitest du halt viel alleine auch, gerade wenn du mit Text arbeitest – oder Schreiben ist ja eine Arbeit alleine. Aber Bühne und Performance eben oft nicht und da geht es halt auch um die Zusammenarbeit mit den Kameraleuten und den Soundleuten oder eben auch zunehmend mit den Leuten, die die Veranstaltungen organisieren und, wo es halt einen wichtigen Austausch gibt, so einen Dialog gibt. Jetzt zum Beispiel bei diesem Projekt im Archiv, war es irgendwie auch ganz wichtig, mit den beiden zu reden, die dieses Projekt organisiert haben. Also der Dialog ist eben immer Teil der ganzen Arbeit und der ist auch das, was mir so im Leben am meisten Spaß macht, das ist eigentlich einfach nur mit Leuten zu reden. Aber natürlich machen mir auch ganz viele andere Sachen Spaß und es ist auch ganz wichtig nicht immer nur in Kontakt zu sein, sondern auch so einen eigenen Raum zu kreieren und etwas Eigenes zu machen. Und dann aber ist der imaginäre Dialog ja oft immer noch da oder der hallt nach oder es gibt dann wie so eine Art: ich ziehe mich jetzt zurück, ich mache jetzt hier etwas, ich bereite etwas vor, aber am Ende möchte ich das ja auch wieder in den Dialog bringen, also am Ende möchte ich ja dann, dass bestimmte Leute, die mir wichtig sind, das verstehen. Und das sind ja oft konkrete Leute, das ist ja nicht die ganze Welt oder so.