I don’t want to know who I will be after tomorrow. I think that’s more interesting. At least I try. Whether I am successful, I don’t know. From an outside perspective people might think: ‚that’s Peter Piller. He has been doing the same stuff for 20 years and will go on like this until he dies.’ However my self-conception is different. Being an artist means being alert all the time. It is one of the professions without an official closing time. Everything might be relevant for the work, even what we are doing right now. You have to be careful not to be working nonstop, although you are, because it destroys yourself. On the other hand, having the feeling that everything you face is important is exhilarating! You don’t differentiate between important and less important. It is the artist who creates art. I don’t have the feeling that I always have to make or produce something. Actually, I have to be on my own to create something. I’m not a teamwork-person. I once made movies, not very good movies. I think the reason for me not doing great at creative teamwork is that I’m only willing to compromise a little bit, but that is what you have to do. What I do need, however, is the opinion of others. Before I publish something, it doesn’t matter whether it is a book or an exhibition; I talk about it with people … talk about what it is. Most likely with the people who I have known for over 20 years. After all, I still talk with my fellow students who I have known for 20 years now and I show them my artwork. You have to talk about it because the process is like a constant situation of crisis – all the time. You always ask yourself if what you are making is banal, or historic, whether it is useful anyway. The people who want to exhibit or even sell my artwork are looking at it from another point of view than the people who know my personal development and don’t want anything from me and even have the courage to honestly say what they think. That means, there are indeed other people involved. I cannot do the hiking together with anyone. It might sound weird, but I think when I walk for a long period of time I reach a different kind of concentration that I cannot achieve, just sitting here. Regarding my books, I worked together mainly with one person, Christoph Keller, who owned ‚Revolver Verlag‘. Well, we grew together in a way that’s similar to a marriage. It means, we know each other very well, we can read each other’s mind. These are processes that are very familiar to me and incredibly effective. I think I could have a problem restarting with someone different. When I was studying, my fellow students and I assumed we could not earn our living by creating art. We all knew we would face a very difficult future, but on the other hand it set us free. And that is what has changed, I guess. Today, I meet a generation of students speculating on success. I have the feeling that many of them adapt to the system to make no mistakes and to make things work. That is dangerous, just like it is dangerous to deconstruct and destroy an education system, because in the end people have no more time to develop something or occasionally go astray. In the long run, quality will suffer massively. Of course we don’t want to fund young people slacking through their studies with our taxes but on the other hand, we do not want them to be rushed through it rapidly, not even getting an idea of the job and not realizing that all the mistakes one can make, have to be done.
Ich möchte gar nicht wissen, wer ich übermorgen bin. Das finde ich eigentlich interessanter. Zumindest nehme ich mir das vor, ob mir das gelingt – also von außen betrachtet, denken die Leute vielleicht auch: Das ist der Peter Piller, der macht seit 20 Jahren dasselbe und wird das vielleicht machen bis er tot ist und so.‘, aber mein Selbstverständnis ist ein anderes. Also es ist eine Entscheidung, die ganze Zeit angeschaltet zu sein. Dies ist einer der Berufe, in dem man nicht in dem Sinne Feierabend hat. Alles ist relevant, alles kann relevant sein für die Arbeit, auch das was wir jetzt hier tun. Das bedeutet, dass man aufpassen muss, dass man nicht mit einem Lebensgefühl durch die Welt geht, das man immer arbeitet. Obwohl man es eigentlich tut, weil einen so etwas zerstört. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch was Beglückendes, also das man das Gefühl hat, alles was einem begegnet ist wichtig. Es wird nicht so zwischen wichtig und unwichtig unterschieden. Der Künstler ist der, der Kunst macht. Ich habe gar nicht so ein Selbstverständnis, das ich immer was produzieren muss oder so. Also ich muss eigentlich tatsächlich alleine sein, um was machen zu können. Ich bin nicht so ein Gruppenarbeiter. Ich habe mal Filme gemacht, keine besonders guten. Künstlerisch kann ich nicht gut in der Gruppe arbeiten, weil ich nicht sehr kompromissbereit bin, glaube ich, und das sollte man dann sein. Was ich schon brauche ist die Meinung anderer. Das heißt, bevor ich etwas veröffentlichte in irgendeiner Form, ob als Buch oder als Ausstellung, spreche ich eigentlich immer sehr viel mit Leuten darüber, was das eigentlich ist und am liebsten mit denen, die ich seit zwanzig Jahren kenne. Das heißt ich bin im Grunde jetzt noch mit den Kommilitonen von vor zwanzig Jahren im Gespräch und zeig‘ denen das. Weil natürlich Kunstproduktion eine einzige Krisensituation ist (lacht) – die ganze Zeit. Also man fragt sich ja immer, ob das nicht banal ist, was man da macht auf eine Art oder ob das nicht historisch ist oder ob’s das überhaupt braucht. Und wenn ich das Leuten zeige, die das ausstellen oder gar verkaufen wollen, dann gucken die mit einem anderen Interesse darauf als wenn ich das Leuten zeige, die mich in meiner Entwicklung kennen und erst mal nichts von mir wollen und die auch den Mut haben, mir Dinge ehrlich zu sagen. Das heißt, an dieser Stelle kommen dann schon andere Menschen ins Spiel. Ich kann auch nicht so eine Wanderung mit jemandem unternehmen, hört sich vielleicht seltsam an, aber ich mache das tatsächlich, weil ich der Meinung bin, wenn ich längere Zeit gehe, baut sich eine Konzentration auf, die ich beispielsweise hier sitzend nicht erreiche. Bei den Büchern ist es der Fall, das ich alle Bücher, die ich gemacht habe, mit einer Person gemacht habe. Mit Christoph Keller, der damals in den 90er Jahren den Revolver Verlag hatte. Naja, mit dem bin ich mittlerweile auf eine Art verwachsen, die eheähnlich ist. Das heißt, wir kennen uns sehr gut und wissen schon vorher genau, was der andere sagen wird und das sind Prozesse, die mir sehr vertraut und die unglaublich effektiv sind. Ich glaube, ich hätte ein Problem mit jemand anderem, jetzt noch einmal von vorne zu beginnen. Als ich studierte, gingen meine Kommilitonen und ich davon aus, dass das als Beruf nichts wird. Dass wir unseren Lebensunterhalt davon nicht bestreiten können. Wir wussten alle, wir gucken in eine sehr schwierige Zukunft, aber auf der anderen Seite hat uns das sehr frei gemacht. Und das hat sich, glaube ich, geändert. Denn heute begegnet mir eine Generation Studenten, die darauf spekulieren, dass es mal was werden könnte. Ich habe das Gefühl, dass viele sich in einer Weise so verhalten, dass sie bemüht sind Dinge richtig zu machen und an ein System anzupassen, damit es funktioniert. Das ist gefährlich, genauso wie es gefährlich ist, ein Bildungssystem immer weiter zu zerstören und zu verkürzen, sodass den Leuten keine Zeit mehr bleibt, Dinge zu entwickeln und mal in die Irre zu laufen. Das heißt langfristig, dass die Qualität sehr leidet. Klar wollen wir nicht die jungen Leute von unseren Steuergeldern finanzieren, dass die da so vor sich hinbummeln, aber auf der anderen Seite wollen wir auch nicht, dass die da jetzt so ruckzuck durchgeschleust werden und am Ende nicht mal eine Ahnung davon bekommen haben, was es bedeutet könnte diesen Beruf auszuüben und dass diese ganzen Fehler, die man so machen kann, dass die wirklich auch gemacht werden müssen.