ARTWORK
Wir sind hier gerade in meinem Atelier und befinden uns ehrlich gesagt so mittendrin in einem Schaffensprozess für eine Ausstellung in Wien, die am 07.03 stattfinden wird in König 2 Galerie.
Die Ausstellung ist eine Weiterentwicklung von der Ausstellung, die ich auch in Leipzig gemacht habe, im D21 im Kunstraum, die sich viel mit Wut, Auseinandersetzung mit Wut beschäftigt hat. Im Zeitalter auch der Digitalität und des Jetzt in der Gesellschaft. Also wie mit Wut verhandelt wird, wie sich Wut äußert oder wie sie auch konnotiert ist. Und die Ausstellung in Wien ist eine Weiterführung im Kontext, wie sich Körper in der heutigen Zeit, sowohl im digitalen als auch im physisch realen Leben, bewegen im Kontext von Beschränkungen oder Schutzräumen. Also mich interessiert die Ambivalenz zwischen Schutz und [restriction].
In Leipzig hatte ich eine Arbeit ausgestellt, die ich auf einem Edelstahlmaterial gezeigt habe. Also wir sehen das hier im Hintergrund, das ist ein – aus Edelstahl ein Lochblech in quadratischen Lochungen, das viel für Lüftungsanlagen verwendet wird, aber auch für Balkone. Das finde ich auch das Spannende, dass bestimmtes Material sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Raum verwendet wird, als auch in Institutionen wie zum Beispiel in Gefängnissen für Lüftungsanlagen, was damit zusammenhängt, dass ich mir auch viele Einzelhaft-Zellen angeschaut habe mit der Farbe, mit der ich auch in Wien jetzt arbeiten werde, der Cool Down Pink-Farbe, die speziell für Räume entwickelt wurde, die Einzelhaft – oder auch Räume, in denen Personen besonders aggressiv handeln oder sind und die soll die Person sozusagen runterkühlen oder entspannen. Viele Gefängnisse in NRW oder auch in der Schweiz und in den USA wurden mit dieser Farbe bestrichen, in der Hoffnung – ich hab das Gefühl gehabt auch aus so einer Art von Hilflosigkeit mit so einer Wut oder so einer Aggression einen Umgang zu finden – und aus so einer Not heraus haben sie sich dieser Farbe bedient, um diese Einzelhaft dann rosa zu streichen, also die ist komplett rosa. Und das Spannende ist auch diese Materialauseinandersetzung in diesen Einzelzellen, weil die dann auch solche Edelstahl-Lüftungsanlagen, die dann noch mal so einen Clash geben zu dieser rosa Farbe, was sehr interessant ist. So weichmachende Elemente und gleichzeitig so ein Material der Begrenzung oder der sichtbaren Grenze zur eigentlichen Luftzufuhr. Auf diesem Material habe ich auch eine Arbeit gezeigt, in der man einen Rücken sieht – explizit einen Rückenausschnitt mit einem Ellbogen, der in ein Instrument eingespannt ist, was man nicht so ganz eindeutig definieren kann. Was ich an diesem Bild so interessant fand auch vor allem – also das ist zum Beispiel found footage auch, aus dem Internet heraus, das ich bearbeitet habe. Also ich habe es zugeschnitten, ich habe einen bestimmten Ausschnitt gewählt, ich habe das auch bearbeitet in der Farbigkeit und in der Art und Weise der Produktion, so dass es eher wie eine Art Dokumentation aus einem medizinischen Handbuch aussieht, wie eine Art Kopie, die ich auch schwarzweiß auf einem ganz dünnen Kopierpapier ausgestellt hatte, die eben die Referenz zu einer Untersuchung auch gibt oder zu einem medizinischen Instrument. Was sich aber gleichzeitig einer Zuordnung entzieht, weil man nicht weiß, was das ist. Ist das zur Instrumentalisierung, dass so eine Beweglichkeit evoziert wird, obwohl man eigentlich – dieses Instrument ist aus Stahl oder aus einem stählernen Material – oder ist es eher zu einer Art von Eingrenzung, also eine Fixierung von einer Position. Und das ist ein ganz interessanter Moment, was eben dieser Freiraum und gleichzeitig also etwas – ein Instrument zur Hilfe zum Befreien oder Bewegen gedeutet werden kann oder verstanden werden kann, als auch ein Instrument zur eher Einengung und Begrenzung. Und daraus heraus entwickelt sich auch ganz viel die Ausstellung in Wien, die eben auch mit dieser Passivität, Hilflosigkeit, aber gleichzeitig – was nutzen wir in unserer neoliberalen Zeit, um uns aus so einer vermeintlichen Passivität oder Hilflosigkeit oder so einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus zu befreien und auch zu schützen?
Werk, da tue ich mich mit dem Begriff schon ein bisschen schwer, weil ich Werk, Werkbegriff – ich glaube, ich kenne diesen Begriff tatsächlich so aus der Kunstgeschichte oder kunstgeschichtlichen Büchern oder auch aus meinem Studium der Kunstgeschichte – der Kunstwissenschaft war das eher, aber mit kunstgeschichtlichen Seminaren auch dabei – ist für mich so ein alter Begriff. Ich finde, glaube ich, so den Wirkbegriff vielleicht spannender oder das Wirken der Arbeiten. Und ich glaube, das kommt auch damit einher, wie künstlerisches Arbeiten verstanden wird. Das ist irgendwie für mich kein Begriff, mit dem ich mich identifiziere, sage ich jetzt mal so.
Ich sage tatsächlich in meinen Arbeiten, ja „in meinen Werken“, benutze ich super selten. Meinen Arbeiten, Arbeitsweisen, Elementen, Momenten, Settings vielleicht auch, auch da – obwohl Arbeiten natürlich auch ein schwieriger Begriff sein kann. Vielleicht ist er auch nicht so konnotiert wie Werk oder die Werke. Das ist glaube ich sehr, für mich sehr stark kunstgeschichtlich aufgeladen und vielleicht auch – ich muss dann immer so an einen alten männlichen Maler denken oder so und damit habe ich ein Problem [lacht].